Bildungspartner gaben sich das Ja-Wort

Bildungspartner gaben sich das Ja-Wort

Eine IHK-Bildungspartnerschaft gehen die Firma Netzsch und vier Schulen im Landkreis ein, um die Zusammenarbeit zwischen Schule und Unternehmen zu intensivieren und die Berufsorientierung für Schüler zu verbessern. Kürzlich wurden die Vereinbarungen unterzeichnet.

Waldkraiburg – Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Firmen, bei Berufsinfotagen oder Bewerbungstrainings, haben mittlerweile fast alle Mittel- und Realschulen. Die sogenannten Bildungspartnerschaften, auf die die IHK München und Oberbayern seit Kurzem setzt, um Wirtschaft und Schulen besser zu vernetzen, verfolgen einen neuen Ansatz. Vor allem der verbindliche Charakter macht diese Kooperationen aus und die Tatsache, dass sie auf Dauer angelegt sind.

Gemeinsames Ziel: So viele Jugendliche wie möglich in betriebliche Ausbildung zu bringen.

Das betonte Michael Rumpff, Bildungsberater der IHK, bei einem gemeinsamen Termin mit Vertretern der Staatlichen Realschule Waldkraiburg, der Privaten Wirtschaftsschule Gester in Mühldorf und der ortsansässigen Mittelschulen, Liszt und Diesel, sowie der Firma Netzsch, die als erstes Unternehmen in Waldkraiburg „IHK-Bildungspartner“ wird.

„Unser gemeinsames Ziel ist es, so viele Jugendliche wie möglich in eine betriebliche Ausbildung zu bringen“, sagt Angelika Gründl, Ausbildungsleiterin bei Netzsch Pumpen & Systeme. Das weltweit agierende Unternehmen, das mit seinen Produkten im vergangenen Geschäftsjahr mit fast 2400 Mitarbeitern weltweit über 360 Millionen Euro Umsatz machte, ist vor Ort einer der wichtigsten Ausbildungsbetriebe. 50 Azubis machen bei Netzsch in Waldkraiburg eine Lehre (Stand: März 2019). 16 weitere werden im September hinzukommen. „Wir werden auf dem Markt keine besseren Fachkräfte finden, als diejenigen, die wir selber ausbilden“, ist Gründl überzeugt.

Netzsch hat also eine Menge Knowhow in Sachen Ausbildungserfahrung in die Partnerschaft einzubringen. Davon wollen die Schulen profitieren, etwa die Liszt-Mittelschule, deren kommissarischer Leiter Alexander Russ in den Bildungspartnerschaften eine gute Gelegenheit sieht, „die Wünsche der Betriebe noch besser kennenzulernen und in einen regelmäßigen Austausch zu kommen“. Bei den gemeinsamen Berufsinfomessen der beiden Mittelschulen war Netzsch bereits in der Vergangenheit vertreten. Betriebsbesichtigungen bei und Bewerbungstrainings mit der Firma könnten für die Liszt-Mittelschule darüber hinaus interessante Angebote sein, meint Russ.

Die Diesel-Mittelschule, die in einer weiteren Bildungspartnerschaft auch mit der Firma ODU in Mühldorf verbunden ist, hat damit laut Konrektor Rainer Lenk bereits gute Erfahrungen gemacht. In dieser Woche werden etwa 60 Diesel-Schüler die Firma Netzsch erkunden. Jetzt komme es darauf an, so Lenk, kreativ zu sein und gemeinsam mit dem Partner weitere Aktionen und Projekte zu entwickeln und die Bildungspartnerschaft mit Leben zu erfüllen.

„Beide Seiten können profitieren“, sagt Johannes Hofmann, der als Fachschaftsleiter Wirtschaft an der Realschule für die Bereiche Ausbildung und Berufsorientierung zuständig ist. Ganz konkret sieht er das im Hinblick auf das Wochenpraktikum, das jeder Realschüler machen muss. Heuer konnten nach seinen Worten etwa 20 Waldkraiburger Realschüler ihr Praktikum bei Netzsch absolvieren.

Auf den ein oder anderen interessanten Praktikumsplatz für seine Schüler spekuliert ebenso Hartmut Umhöfer, Leiter der Privaten Wirtschaftsschule Gester in Mühldorf. Auch beim jährlichen Berufsinfotag hätte er Netzsch gerne im Haus. Bei der Zusammenarbeit mit Unternehmen läuft nach seiner Erfahrung an seiner Schule bereits vieles recht gut, etwa Bewerbungstrainings mit den Firmen KRAIBURG TPE und Nutz. Bislang seien die Kooperationen allerdings „relativ lose“. Ihm gefällt, dass die IHK-Bildungspartnerschaft eine fes te, schriftlich fixierte Kooperation ist. Umhöfer kann sich gut vorstellen, dass im Fach Übungsunternehmen, das es an seiner Schule gibt, Mitarbeiter oder Azubis von Netzsch aus ihrem Erfahrungsschatz Themen aus der Praxis aufbereiten und den Schülern erläutern, wie im Unternehmen der Einkauf funktioniert oder die Kundenreklamation. „Und was spricht dagegen, dass sich Kollegen aus dem Fachbereich Wirtschaft in einem Lehrerpraktikum praktische Informationen im Unternehmen holen?“

Alle diese Möglichkeiten und viele weitere sind denkbar und werden in Bildungspartnerschaften umgesetzt, wie IHK-Berater Rumpff ausführte. Zum Nutzen der Unternehmen, die mit potenziellen Nachwuchskräften in Kontakt kommen. Und zum Nutzen der Schulen und ihrer Schüler, die praxisnäher zu Ausbildungs- und Berufswahl komme. Rumpff ist überzeugt: Bald wird es für Firmen wie für Schulen eine Imagefrage sein, Bildungspartner zu sein und zu haben.